Das viele Rumhocken am Schreibtisch bekommt meinem Rücken irgendwie nicht. Schon gar nicht in falscher Haltung. Dass meine Haltung nicht okay ist, war mir schon lange klar (meinem Rücken auch), aber wenn ich so vertieft in die ganzen sinnigen und unsinnigen Emailkonversationen bin, dann merke ich gar nicht, dass meine Haltung falsch ist. Mein Rücken schon, aber der macht sich immer erst dann bemerkbar, wenn ich längst nicht mehr am Schreibtisch sitze. Wenn er nett wäre, der Rücken, dann würde er gleich sagen: "Ey, du sitzt falsch!" Tut er aber nicht, denn er ist kein netter Rücken. Jedenfalls ist er zu mir nicht nett. Ich hab's schon mit einem "Ich bin eigentlich ein Sitzball" - Hocker versucht, aber der sagt mir auch nicht Bescheid, wenn ich falsch sitze. Der Hocker ist auch nicht nett zu mir. Mein Rücken, mein Hocker und ich sollten unbedingt mal an unserer Kommunikation arbeiten!
Jedenfalls habe ich mein Yoga-Programm ausgedehnt, von einmal in der Woche auf mehrmals in der Woche. ICH bin ja gewillt, nett zu sein. Zu meinem Rücken.
Beim Yogaüben ist mir irgendwann aufgefallen, dass die Übungen immer so komische Namen haben. Da wird die ganze Tier- und Pflanzenwelt durchexerziert. Ist ja eigentlich auch nicht schlecht, denn dann kann man schon am Namen erkennen, wie die Übung aussehen soll. Manchmal jedenfalls. Der geübte Baum sieht mit etwas Fantasie wirklich aus wie ein echter Baum. Der "nach unten schauende Hund" sieht auch ziemlich genau so aus wie mein Hund, wenn er nach unten schaut. Nur dass mein Hintern dabei höher rausragt als der von Jessie. Und ich seh' dabei nicht ganz so niedlich aus wie Jessie, sondern eher angestrengt. Leider hab' ich auch nicht so viel Fell um die Nase, das meine Gesichtsfarbe verbergen könnte, wenn mir beim "nach unten schauenden Hund" das Blut in den Kopf schießt. Aber egal. Ich seh' zwar nicht so gut aus, wie mein nach unten schauender Hund, wenn er denn mal nach unten schaut, dafür tut es meinem Rücken gut.
Beim "Yak, das sich die Schulter reibt" wird es da schon schwieriger mit der Vorstellungskraft. Erstmal muss ich immer ganz genau überlegen, wie denn eigentlich ein Yak aussieht. Hier laufen ja nicht so viele rum. Schaf, das sich die Schulter reibt wäre besser. Ist aber ein Yak. Das liegt wohl daran, dass es sich bei den Übungen um tibetisches Yoga handelt und nicht um helgoländisches Yoga. Na gut. Dann muss ich auch noch überlegen, wie ein Yak sich wohl die Schulter reibt. Vermutlich an einem Baum. Bäume haben wir auf der Insel, also habe ich schonmal eine vage Vorstellung davon, wie ein Yak (oder Schaf) sich die Schulter reiben könnte.
Leider hab' ich keine Bäume in der Wohnung. So ein Baum wäre echt hilfreich, denn dann könnte ich mich anlehnen, wenn ich versuche, wie ein Yak auszusehen, das sich die Schulter reibt, und würde nicht dauern umfallen bei dieser Übung.
Der Hammer ist allerdings die Übung "Wie ein Kamel aufsteht". Da muss man die großen Zehen mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger festahlten und sich mit angezogenen Beinen nach hinten fallen lassen, um sich dann wie ein abgeschossener Pfeil wieder aufzusetzen. Also wenn so ein Kamel aufsteht, ...???!!! Können Kamele überhaupt mit angezogenen Beinen auf dem Rücken liegen??? Können Kamele ihre Füße festhalten??? Haben Kamele überhaupt Daumen??? Das einzige, was da passt, ist die Tatsache, dass ich mich wie ein Kamel fühle, wenn ich die Übung nicht richtig hinkriege!
Nicht selten endet so eine Yoga-Übungseinheit in einem Lachkrampf (meinerseits, andere können nicht lachen, weil mich zum Glück keiner sieht). Die Vorstellung, sich wie ein Yak zu benehmen, das sich die Schulter reibt, oder wie ein Kamel, das versucht, aufzustehen, erheitert mich jedes Mal aufs Neue. Aber dass wir fröhlich sein sollen, hat Gott ja ohnehin für uns vorgesehen (das Thema hatten wir gestern, wenn ihr euch erinnert). Außerdem ist lachen gesund, sagt die Forschung, oder die Wissenschaft, oder wer auch immer.
Naja, und ich muss zugeben, dass es meinem Rücken tatsächlich so langsam besser geht, jetzt wo ich mir jeden Morgen wie ein Yak die Schulter reibe oder versuche, wie ein Kamel aufzustehen.
Ich habe eine Yak-Jacke. Die ist so was von warm, dass ich sie nur ganz selten anziehen kann. Aber das mit der reibenden Schulter habe ich noch nie probiert - vielleicht sollte ich das mal tun, wenn ich diese Jacke wieder an habe. ;-)
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