"Willst du Fallschirmspringen?" Das war der Kommentar, den ich mir heute früh anhören durfte, als ich mich nach einem frühmorgendlichen Einsatz aus meiner Einsatzschutzkleidung schälte. Der Spruch bezog sich auf mein Outfit, das nicht unbedingt als "stadtfein" zu bezeichnen war. Als der Pieper ging, bin ich nur aus dem Bett und in meinen Jumpsiut gesprungen, der genau für solche Situationen bereit liegt. Deshalb heißt er ja auch Jumpsuit: nicht, weil man damit Fallschirmspringen geht, sondern weil man einfach reinspringen kann. Ich finde ja, so ein Jumpsiut ist ein absolutes "Musthave", wenn es um die sinnvolle Bestückung des Alarmstuhls geht.
Anmerkung für alle Nicht-Feuerwehrleute: der Alarmstuhl ist der Stuhl, auf dem die Klamotten bereitliegen, die einen bei nächtlicher Alarmierung ohne Erfrierungen oder entsetzte Blicke noch aktiver Nachteulen das Gerätehaus erreichen lassen. Denn wenn man nach einer Alarmierung erst im Kleiderschrank oder Wäschepuff rumwühlen muss, dann erreicht man das Gerätehaus unter Umständen gar nicht.
Jedenfalls sehen die lieben Kameradinnen und Kameraden auch nicht viel besser aus, wenn sie zu noch nachtschlafender Zeit zu einem Einsatz anrücken müssen. Da kommen sie in Puschen und Pantoffeln angelaufen, manche sogar sockfuß. Statt der Diensthemden bekommt man karrierte Schlafanzughosen zu sehen oder geringelte Nachthemden. Das hastig im Dunkeln übergestülpte T-Shirt ist auf links gedreht und es kommt eher selten vor, dass man vor dem Einsatz noch in aller Seelenruhe das passende Feuerwehr T-Shirt raussucht. Die Jogginghose ist beim Sprint zum Gerätehaus über den Hintern gerutscht und Haare stehen zu Berge oder in alle Himmelsrichtungen. Müde Gesichter lächeln einen verschlafen an und wünschen trotz der Eile noch schnell einen guten Morgen. Und aus den harten Jungs und toughen Mädels werden plötzlich Menschen wie du und ich.
Jungs und Mädels: Es ist schön, nicht immer den Überflieger in Sachen Lebensführung raushängen lassen zu müssen - allzeit korrekt gekleidet und allzeit mit gutem Benehmen. Es ist schön, bei euch einfach nur Mensch sein zu dürfen und auch mal auszusehen, als würde man gleich Fallschirmspringen gehen! Und nein: auf das Rülpsen beim Kartenspielen gehe ich jetzt nicht näher ein ;-)
In diesem Sinne wünsche ich allen Kameradinnen und Kameraden (nicht nur denen auf Helgoland!) einen schönen 4. Advent, frohe Weihnachten und einsatzarme Feiertage.
Eigentlich hatte ich den Eintrag am 19.12. 2015 geschrieben. Warum er im Monat September gelandet ist, ist mir ein Rätsel.
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