Dabei denke ich schon, dass mir das Formulieren von Gebeten eigentlich liegt. Im Grunde tue ich es gerne, aber immer nur ab und zu, weil mir oft die Zeit, Ruhe und Muße fehlen. Und weil ich es als tierisch anstrengend empfinde! Deshalb brauche ich fast immer einen ganz, ganz, ganz (!) triftigen Grund, um selber ein Gebet zu formulieren.
Gestern fehlte mir vor dem Schlafengehen ein Gebet, in dem es um Reinigung geht. Ich habe das halbe Pastorat auf den Kopf gestellt, konnte aber irgendwie nicht das Richtige finden. Hab' dann einfach was anderes gebetet. Und das hat nicht geholfen. Jedenfalls nicht beim Friedlich-Einschlafen-Können. Aber der Leidensdruck war wohl noch nicht groß genug, um mir die ohnehin schon schlaflose Nacht um die Ohren zu hauen und selber was zu schreiben.
Vorhin habe ich beschlossen, dass mir das heute Nacht auf keinen Fall nochmal passieren soll, und so habe ich mich hingesetzt und mir endlich ein für mich passendes Gebet ausgedacht:
Reinigung
Barmherziger und gnädiger Gott,
dein Wasser der Gelassenheit
wasche fort alle Sorgen und Nöte,
die mich bedrücken;
dein Wasser der Freude
wasche fort alle Trauer,
die mich zu ersticken droht;
dein Wasser der Hoffnung
wasche fort allen Zweifel,
der mich ohnmächtig macht;
dein Wasser der Nähe
wasche fort alle Einsamkeit,
die mich leer werden lässt;
dein Wasser des Friedens
wasche fort allen Hass,
der in mir aufsteigt;
dein Wasser der Liebe
wasche fort alle Ignoranz,
die mich erfüllt;
dein Wasser der Heilung
wasche fort allen Schmutz,
der meine Wunden verklebt;
dein Wasser des Lebens
wasche fort allen Tod,
der in mir ist.
Amen
Kann man eigentlich auch beten, bevor man in die Badewanne oder unter die Dusche steigt. Muss ja nicht immer vor dem Schlafengehen sein.
Die meisten meiner Gebete (selbstgeschriebene und ein paar "geklaute") kommen übrigens auch handschriftlich in ein kleines Gebetbuch, das ich mal angelegt habe. Auf diese Weise sind sie zumindest schon einmal gebetet. Ja, beten kann man auch schriftlich!
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