Das waren die Dinge, die mir beim nachträglichen Betrachten meines Fernsehauftritts durch den Kopf gingen. Der einzige, der von meinen Klamotten beeindruckt war, war der Moderator. Der konnte sich nämlich gar nicht darüber einkriegen, dass es GRÜNE(!) Kollarhemden gibt. Naja, schwarz durfte ich ja auch nicht tragen, weil es sonst technische Probleme gegeben hätte oder die Kamera explodiert wäre oder was weiß ich. Das stimmt tatsächlich! Man hatte mich vorab via Email instruiert, dass ich bitte weder schwarze noch weiße noch gemusterte Kleidung tragen möge. Die hatten auch echt Probleme mit meinem weißen Krageneinsatz und mussten eine Menge an der Kamera rumjustieren, damit der weiße Einsatz später im Fernsehen nicht schwarz aussieht. Tut mir echt leid, Leute!
Jedenfalls bin ich nach all den Unbilden, die ich für zehn Minuten Fernsehauftritt auf mich nehmen musste, zu dem Ergebnis gekommen, dass ich mir das so schnell nicht wieder antun muss: Hetze nach dem Gottesdienst, um sicher zu gehen, dass ich trotz Sturm überhaupt von der Insel komme, drei Weihnachstmarktbesuche in drei Tagen (zwei davon im strömenden Regen!), abgeräumtes Bankkonto wegen Extrem-Shoppinganfall (naja, wenn man schonmal auf dem Festland ist ...), Kaffeeflash (Beruhigungstee gab's leider nicht), steifer Nacken vom stundenlangen Rumsitzen in der Maske (okay, eigentlich war's nur 'ne halbe Stunde und ich hab' mich da echt nett mit der Visagistin unterhalten, aber darüber kann man ja dann nicht rumjammern), im Studio dann eine brüllende Hitze durch die Scheinwerfer, Joggingrunde durchs NDR-Gebäude in letzter Minute, damit auch der Besenstiel-Wegweiser noch seinen Auftritt bekommt, Schweißrinnsale unter den Armen, die einen denken lassen, ich hätte die ganze Nordsee mitgebracht - und das alles dafür, dass man am Ende doch nicht das von sich gibt, was man unbedingt im Fernsehen mal loswerden wollte!
Also ehrlich! Da muss eine zwanzigminütige Predigt auf 30 Sekunden geschrumpft werden und die Welt wundert sich, warum im Fernsehen so viel Müll erzählt wird. Wenigstens war der Besenstiel dabei! Auch wenn es gar nicht der Originalbesenstiel aus meiner Predigt war, denn den wollte ich neben meinen ganzen nicht-schwarzen, nicht-weißen und nicht-gemusterten Klamotten nicht auch noch in den Flieger bugsieren. Außerdem waren da noch die Quietscheenten. Die haben mich vor die Wahl gestellt: Entweder wir oder der Besenstiel! Okay, und dann wollte ich mich auch nicht dem Spott des Flugplatzpersonals aussetzen, das sich darüber lustig macht, dass Frau Pastorin mit Besenstiel durch die Gegend fliegt. Konnte ja auch keiner ahnen, dass der Besenstiel für die Sendung so wichtig ist. Jedenfalls haben alle eine mittelschwere Krise gekriegt, als sich rausstellte, dass ich den Besenstiel nicht mitgenommen hatte. Wenigstens hatte ich den Wegweiser in Richtung Himmel dabei und mit Hilfe des Regieassistenten, der mal eben einen Besen zerlegt hat, konnten wir dann meinen Predigt-Besenstiel-Wegweiser nachbauen. Seht ihr: beim Fernsehen ist sowieso alles nur Fake.
Wenigsten habe ich es hinbekommen, mich in einigermaßen zusammenhängenden Sätzen zu äußern, niemanden in ernste Schwierigkeiten zu bringen (auch mich selbst nicht, obwohl: der Anruf vom Bischof kann ja noch kommen ...) und mich nicht als kompletten Deppen zu outen.
Und eigentlich bin ich, glaube ich, auch so ziemlich die einzige, die von diesem Fernsehauftritt nicht allzu begeistert ist. Alle, die mich bisher drauf angesprochen haben, haben sich sogar lobend geäußert. Kann also nicht so schlimm gewesen sein, wenn man mal von meinen zerrütteten Nerven absieht. Aber was tut man nicht alles für den Verkündigungsauftrag!
Und deshalb traue ich mich jetzt auch, den Link zu der Sendung hier nochmal reinzustellen, damit Besenstiel und Enten ihre verdiente Beachtung bekommen:
Kommentare
Kommentar veröffentlichen