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Pastorensonntag



So entspannend, wie ich es mir wünsche, ist mein Pastorensonntag leider nicht. Das erste Hindernis liegt schon darin, dass ich im Müll-Bezirk "Oberland 1" wohne. Montag ist einer der beiden Tage, an denen im Bezirk "Oberland 1" der Müll abgefahren wird - ab 7.00 Uhr. Ausschlafen? Denkste! Den Müll am Sonntag Abend schon rausstellen? Nix da! Wir wollen doch nicht, dass die Feriengäste sich durch den Anblick hässlicher Müllsäcke auf unserer schönen Insel gestört fühlen. Also versuchen wir natürlich alle, die Zeiten, in denen der Müll unsere hübschen Straßen verunstaltet, so kurz wie möglich zu halten. Der Zweite Grund sind die Möwen, die hier mit einer Wahnsinnsbegeisterung unsere Müllsäcke attackieren und alles zerpflücken, was sie in den Schnabel bekommen. Katzen können das auch gut -zwar ohne Schnabel, aber dafür mit Krallen. Ganz gemeine Geschütze werden da aufgefahren, ich sag's euch! Da Möwen und Katzen auch nie auszuschlafen scheinen, empfielt es sich übrigens, Gelbe Säcke und Restmüllsäcke gut abzudecken. Das olle Badetuch von Oma mit dem schrillen Blumenmuster eignet sich bestens dafür, die Müllsackangriffstrupps in die Flucht zu schlagen.

Jaja, ich weiß, da ist ja noch ein zweiter Müllabfuhrtag. Für den Bezirk "Oberland 1" wäre das der Donnerstag. Donnerstags kann ich sowieso nicht ausschlafen, weil das ja Arbeitstag ist. Also wäre das ein sehr guter Tag, um den Müll rauszustellen. Aber mein Hirn scheint die Funktion "Donnerstag Müll rausstellen" schon am Dienstag abzuschalten, so dass mir gar nicht einfällt, dass ich ja am Mittwoch schonmal alles sortieren könnte, damit es am Donnerstag vor die Tür kann. Am Donnerstagmorgen geht dann gar nichts mehr. Da ist mein Kopf vor dem ersten Kaffee noch so leer, dass die Müllraustellplanung im einem Vakuum verschwindet. Nach dem ersten Kaffee ist mein Hirn schlagartig so voll mit anstehenden Terminen und Aufgaben, dass da kein Müll mehr reinpasst. Ob sich so eine Fehlfunktion beheben lässt?

Wenn es Montags nicht an der Tür klingelt, dann klingelt das Handy. So wie heute. Ich konnte die Nummer als eine aus der Kirchenkreisverwaltung identifizieren. 
Soll ich rangehen? 
Nein, ist ja mein freier Tag. 
Oder lieber doch? 
Könnte ja wichtig sein. 
Sonst würden sie mich ja nicht auf dem Handy anrufen.
Rangehen oder nicht?
Mist, Anruf verpasst.

Schweißgebadet und mit zitternden Händen sitze ich in der Küche und starre mein Handy an.
Wenn es wichtig ist, wird die Person sicher eine Nachricht hinterlassen und um Rückruf bitten. 
Keine Nachricht. Hm ...
Soll ich die Nummer trotzdem zurückrufen?
Vielleicht hat er oder sie es ja schon über die Festnetznummer probiert und da eine Nachricht hinterlassen. 
Ich also ab ins Büro, Anrufbeantworter abhören.
Geht nicht. Alles tot. Kein Strom.
Sicherheitshalber doch nochmal die Mailbox meines Handys anrufen, um auch wirklich ganz sicher zu gehen, dass keine Nachricht hinterlassen wurde. Nein, keine Nachricht. Kann also doch nicht so wichtig gewesen sein. Außerdem: Wenn's wirklich, wirklich wichtig gewesen wäre, hätte derjenige doch bestimmt nochmal angerufen, oder?

Jedenfalls war ich Mittags um 13.00 Uhr schon ein nervliches Wrack. Ich bin mir sicher, dass viele Leute gar nicht ahnen, was sie uns Pastoren mit solch montäglichen Anrufen antun. 

Um meinen Kopf frei zu bekommen, habe ich mich erstmal auf Hunderunde begeben. Aber auch auf dem Spaziergang war es Essig mit Abschalten. Mein Hirn rotierte, denn ohne Strom war die ganze Planung für meinen freien Tag über den Haufen geworfen: 
Nähen - geht nicht. Die Nähmaschine braucht Strom.
Yoga - geht nicht. DVD Player und Fernseher brauchen Strom.
Film gucken - geht nicht. Siehe oben!
Lesen - geht nicht. Der Akku vom Kindle ist leer und zum Aufladen braucht der Strom.
Dann kam mir die zündende Idee: Mittagsschlaf! Dafür braucht man keinen Strom!!!

Zum Glück war der Strom wieder da, als ich vom Spaziergang zurückkam. Die ganze Grübelei, einen Plan B betreffend, hätte ich mir also schenken können.

Eine kleine Yoga-Einheit habe ich mir noch gegönnt. Die war auch wirklich entspannend. Aber das war's dann auch für heute. Ich konnte die Finger mal wieder nicht von den dienstlichen Emails lassen, weil ich nochmal nachsehen wollte, ob das mit dem anstehenden Festlandstermin morgen auch wirklich so stimmt. Ich bin nicht gerade eine Leuchte, wenn es darum geht, Termine im Kopf zu behalten. Und das Thema mit den Kalendern hatten wir ja schon. Jedenfalls: Wo ich sowieso schon mein Emailprogramm auf hatte, habe ich die restlichen dienstlichen Emails gleich mitgelesen. Seufz, ich bin so schlecht, wenn es darum geht meinen freien Tag auch wirklich frei zu halten.

Wenigstens habe ich für den Rest des Tages nicht mehr viel auf dem Zettel. Nur noch Sachen packen für den Festlandstripp morgen. Selbst wenn es nur als Tagestour geplant ist, kann man ja nie wissen. Wenn ich wegen Schlechtwetter nicht wieder zurückkomme brauche ich wenigstens eine frische Unterbüx und eine Zahnbürste. Naja, Duschgel, Shampoo, Bürste, Zahnpasta, Creme, Schlafanzug, Teddybär zum Einschlafen und ein frisches T-Shirt wären auch nicht schlecht. 

Ach ja, Ausgehuniform auf Vordermann bringen muss ich ja auch noch, denn heute ist Mitgliederversammlung bei der Feuerwehr. Das Hemd muss unbedingt gebügelt werden. (Ich will nicht bügeln, ich will nicht bügeln, ich will nicht bügeln, ...)

Aber bevor ich das Packen und Bügeln anfange, mache ich es mir erstmal mit einem Tee auf dem Sofa gemütlich und ...

NEIN!!! ES KLINGELT AN DER TÜR!!!

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Nachtrag

Nur für's Protokoll: Es hat tatsächlich an der Tür geklingelt, aber bis ich vorzeigbar war (schlumpfte hier ja noch im Yoga-Outfit rum), und aufmachen konnte, war keiner mehr da. Die Leute haben heutztage aber auch keine Geduld mehr.

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