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Was wären wir ohne Email?

Gestern noch habe ich geschimpft wie ein Rohrspatz. Über die Erfindung der Email. Das hatte zum Einen damit zu tun, dass ich nach meinem Urlaub Unmengen dieser elektronischen Post bearbeiten muss. Bei mir laufen im Schnitt pro Tag 30 Emails auf und leider sind die wenigsten davon Werbung, die man gleich löschen kann. Bei zwei Wochen Urlaub kommt schon was zusammen. 14 x 30 .., ihr könnt es selbst ausrechnen. 

Zum Anderen hat zu meinem Ausbruch die Tatsache beigetragen, dass es offensichtlich Menschen gibt, die ganz gut ohne Email klarkommen. Da ist zum Beispiel unser Jugendpfleger, dessen Emailprogramm schon seit Monaten nicht funktioniert. Ich hatte ihm und diversen anderen Leuten eine Email geschickt, die die Gestaltung des Pfingstmontag-Gottesdienstes betraf. Hatte er natürlich nicht bekommen. Also musste ich ihn in einem persönlichen Gespräch über meine Ideen informieren. Ja, sowas gibt es noch! Und ist sowieso viel netter. Obwohl ich zugeben muss, dass es Menschen gibt, bei denen ich die Anonymität von Emailkonversationen vorziehe ... ;-)

Ich selbst habe ebenfalls eine email-lose Zeit hinter mir. Ein Blitzeinschlag hier auf der Insel hatte uns den Router zerschossen und ich war für ein paar Wochen ohne Internet. Das tat richtig gut! Es gab gewisse Dinge, die einfach nicht bearbeitet werden konnten - sehr zum Unmut vorgesetzter Dienststellen natürlich. Das Gute an der Sache: Es konnte auch niemand per Telefon wichtige Arbeitsaufträge weitergeben, oder versuchen, etwas zu regeln, was sich per Email gerade nicht regeln ließ. Das Telefon funktionierte nach dem Blitzeinschlag erstmal auch nicht mehr. Allerdings tut es mir schon leid, dass meine Sekretärin auf dem Festland (wir teilen uns eine mit einer dortigen Kirchengemeinde) die mühevolle Aufgabe hatte, den Leuten mit einer Engelsgeduld zu erklären, warum Helgoland gerade nicht zu erreichen war.

Ich habe mich in diesem Zusammenhang natürlich gefragt, ob eine Pastorin überhaupt email-fähig sein muss. Könnte ich nicht einfach mein Emailprogramm deaktivieren und Briefe statt Emails verschicken? Darf ich das? Steht da was im Pfarrerdienstgesetz? Keine Ahnung.

Jedenfalls hat mich mein Besuch im Kindergarten heute Morgen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Beim Morgenkreis wurden u.a. ein paar Kinderbücher vorgestellt. Eines davon befasste sich mit Bäumen, Papierherstellung und Bewahrung der Schöpfung. Jaja, ich geb's ja zu: Ich finde es ja auch gut, dass unsere Papierflut durch den Gebrauch von Email eingedämmt wird und dass dafür (hoffentlich!) weniger Bäume abgeholzt werden. Selbst meine Dienstbefreiungsanträge werden inzwischen online gestellt und verbrauchen kein Papier mehr. Go Umweltschutz!

Außerdem ist es sehr hilfreich, diverse Dinge schnell erledigt zu bekommen. Wenn man weiß, wie man eine Email gleichzeitig an mehrere Adressen verschickt, spart man eine Menge Zeit. Selbst ich bekomme das inzwischen ganz gut hin. Was ich dummerweise noch nicht begriffen habe, ist, wie man gewisse Adressen in Gruppen zusammenfasst. Wenn ich den gesamten Kirchengemeinderat anmailen will, muss ich immer noch in mühevoller Handarbeit die Adressen einzeln eingeben, weil Outlook selbst nach Jahren der Anwendung für mich so unverständlich ist wie 北方話 / 北方话 (Mandarin heißt das - auf Chinesisch). Aber ich bin optimistisch: Da komme ich schon noch hin.

Und auf Helgoland ist es sowieso gut, wenn man nicht nur auf die "Schneckenpost" angewiesen ist. So mancher Sturm hat hier schon die fristgerechte Zusendung von Post verhindert. Gerade zum letzten Weihnachtsfest sind diverse Geschenke nicht pünktlich angekommen, weil Sturm war, kein Schiff fuhr, die Flüge ausgefallen sind und die Postsäcke sich in Cuxhaven stapelten anstatt auf Helgoland geleert zu werden.

Also: ein Hoch auf den Umweltschutz und die Arbeitseffizienz! Ja, wir brauchen Email, auch wenn's manchmal wehtut. Ohne Email wären wir vielleicht etwas weniger genervt, dafür aber auch schuldiger am Untergang des Baumbestands - und viiiiiiiiieeeeeeel zu laaaaaaaaaaaaaaaaaaangsam für unsere schnelle Welt. So!

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