Der Sonntag ist zwar ein Feiertag, aber irgendwie ist mir heute gar nicht feierlich zumute. Das fing schon damit an, dass ich mit Schuldgefühlen aufwachte, weil ich den Gottesdienstbesuchern meine Knoblauchfahne antun musste. Ich bin da wirklich schwer traumatisiert.
Das habe ich meiner Mathelehrerin zu verdanken, die mich arme kleine Fünftklässlerin zur Schnecke machte, als ich mit Knoblauchatem in die Schule kam. Zu ihrer Verteidigung sei zu sagen, dass der Verzehr von Knoblauch und damit verbundene Körpergerüche damals nicht gerade gängig waren. Heute gibt es an jeder Ecke eine Dönerbude (nur auf Helgoland nicht), mediterrane Gerichte sind total in, und so sind wir einfach an den Knoblauchdunst gewöhnt. Fies fand ich die Reaktion meiner Mathelehrerin allerdings schon. Ich hatte schließlich keine Chance, mich gegen Knoblauch zu wehren, selbst wenn ich es gewollt hätte. Ich hatte wenig Einfluss auf die Menüauswahl zu Hause. Bei uns wurde gegessen, was auf den Tisch kam. Basta! Na gut. Ganz so war es auch nicht. Ich durfte mir schonmal was wünschen. Aber es hätte wirklich nicht jeden Tag Hähnchen mit Reis und Mais geben können (mein damaliges Lieblingsgericht), nur damit meine Lehrer keine Atembeschwerden kriegen.
Jedenfalls sitzt mir dieses Erlebnis noch ziemlich im Nacken und ich bemühe mich redlich, am Samstagabend keinen Knoblauch zu mir zu nehmen. Schon gar nicht, wenn Sonntag Abendmahl gefeiert wird, und ich meinen Schäfchen mit dem Abendmahlskelch zu Leibe rücken muss. Gestern allerdings konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, mir diese leckere Scampipfanne reinzuziehen. Das Ergebnis war, wie schon gesagt: gepflegte Schuldgefühle am Tag des Herrn.
Wenigstens ist heute Morgen niemand wegen der pastoralen Knoblauchfahne vom Stuhl gekippt. Der Wunsch, ein Fenster zu öffnen, wurde ebenfalls nicht geäußert. Also kann es nicht so schlimm gewesen sein.
Und dann soll ja eigentlich nach dem Sonntagsgottesdienst mein Wochenende anfangen. Gott hat am siebenten Tag geruht und wir sollen das auch - vorzugsweise am Sonntag. Ach ja, und sich ganz auf Gott und die Ausübung der Religion konzentrieren. Dafür ist dieser arbeitsfreie Tag in der Woche mal angeschafft worden. Echt jetzt! Kaiser Konstantin ist schuld. Dem ist das 321 nach Christus mal eingefallen. Das klappt bei mir aber irgendwie selten. Meistens steht da doch noch ein Geburtstagsbesuch an (okay, das ist Ausübung der Religion) oder ich versuche, den Berg von Emails abzuarbeiten, damit ich mich am Pastorensonntag (dem Montag) nicht damit beschäftigen muss. Und damit ich am Pastorensonntag meine ganze Aufmerksamkeit den armen Menschen widmen kann, die furchtbar schlecht sehen und deshalb das Schild an der Eingangstür nicht lesen können, auf dem steht: Montag Ruhetag!
Heute habe ich tatsächlich nur ein paar Emails auf meiner To Do Liste, stellte aber im Gespräch mit einer Gemeinderätin fest, dass ich ja mal wieder dringend die Wohnung saubermachen müsste. (Jaja, ich weiß: das fällt weder unter "Ausübung der Religion" noch unter "ruhen".)
Sie: Vielleicht solltest du dir doch einen dieser Automaten besorgen, die von alleine staubsaugen.
Ich: Die putzen aber nicht die Klos.
Sie: Und du hast auch gleich drei davon.
Ich: Ja, und die werden auch alle benutzt.
Sie: Vielleicht solltest du nur eins auflassen und die anderen zunageln.
Wie ihr seht, werde ich von meinem Kirchengemeinderat immer gut beraten. Deshalb heißt dieses Gremium ja auch inzwischen KirchengemeindeRAT und nicht mehr KirchenVORSTAND. Ist auch gut so. Wenn ich mit vorstelle, dass die meiner nicht immer ganz sauberen kirchlichen Dienstwohnung vorstehen würden, ungeputzte Klos inklusive, ..., naja, lassen wir das.
Ich denke mir nur gerade, dass es doch auch würdigere Arten geben muss, den Tag des Herrn zu verleben, als mit Knoblauchfahne, Emailabarbeitungswut und Kloputz. Aber mal ehrlich: WANN SOLL ICH DAS SONST TUN???!!!
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P.S.: Ich habe gerade beschlossen, mit dem Stolz einer total inkompetenten Hausfrau dieses T-Shirt zu tragen und die ungeputzten Klos ungeputzte Klos sein zu lassen. Bügeln werd' ich's vorher auch nicht!
(Jesus sagt: Hausarbeit kann warten. Er will, dass wir uns über unsere Prioritäten im Klaren sind. Bibelverweis: Lukas 10, 41)
Und damit wünsche ich uns allen einen schönen Sonntag!
Ich habe am Tag des Herren herzlich gelacht über diesesn tollen Beitrag .... ich denke, das ist erlaubt :-D
AntwortenLöschenNa klar ist das erlaubt. Sonst hätte Gott uns nicht mit Humor ausgestattet. Ich bin überzeugt, dass er selbst eine gesunde Portion davon hat. :-)
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